Artikelbild Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim in Krisenzeiten – ein Praxisforschungsprojekt

von Verena Klaunzer

Im Zuge der Ausrollung einer tirolweiten Hospiz- und Palliativversorgung hat die Tiroler Landesregierung Ende 2015 beschlossen, die Entwicklung einer Hospiz- und Palliativkultur in den Tiroler Pflegeheimen zu unterstützen.

Die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft (THG) wurde beauftragt, das Projekt Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim (HPCPH) in Tirol umzusetzen. Ziel dieses Projektes ist es, in den Pflegeheimen die Voraussetzungen für eine würdige Lebenskultur, Sterbekultur und Abschiedskultur zu schaffen.
 

Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim in Coronazeiten

Bedingt durch die Corona-Krise, die im März 2020 begonnen hat, war es der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ein Anliegen, ein individuelles und unterstützendes Angebot zu HPCPH zu konzipieren: Von Juni 2020 bis November 2020 wurden zwei Tiroler Heime von der THG unter der wissenschaftlichen Begleitung (Praxisforschung) der Tiroler Privatuniversität UMIT Tirol begleitet, um die Herausforderungen zu reflektieren und partizipativ neue Wege für die Zukunft zu entwickeln. Dabei stand im Mittelpunkt, wie HPCPH


Hintergrund

Die COVID-19 Krise stellt besonders für Menschen, die in Wohn- und Pflegeheimen leben sowie deren Angehörige und das Betreuungspersonal eine große Belastung und Herausforderung in verschiedenen Bereichen dar. Mitarbeiter*innen müssen sich den ethisch-rechtlichen Diskussionen stellen: Einerseits gilt es, im Konsens mit Bewohner*innen, An- und Zugehörigen sowie Systempartner*innen die Grundrechte der Menschen zu wahren, andererseits soll der Infektionsschutz gewährleistet sein. Dieses Spannungsfeld führt bei allen Beteiligten zu einem großen Sorgenpotential, persönliche und organisationsspezifische Werte und Haltungen können durcheinandergeraten.

Praxisforschungsprojekt

Ziel des Praxisforschungs-Projektes war es, aufzuzeigen, wie die Sicherstellung der Grundsätze von Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim auch in Krisenzeiten möglich ist und was es braucht, um diese Grundsätze in herausfordernden Zeiten zu leben. Zur Erhebung der Daten fanden mit den teilnehmenden Heimen mehrere Arbeitstreffen und Interviews statt, die zusammengefasst die verschiedenen Herausforderungen und Möglichkeiten sichtbar machten. Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie im Fachbeitrag und den Best Practice-Beispielen.


Fazit

Die Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner*innen mittels einer ganzheitlichen Betreuung und Pflege bilden das Fundament zur Bewältigung einer Krise wie COVID-19. Durch proaktive Erarbeitung von individuellen Krisenleitfäden können neue Strategien entwickelt werden. Dies stärkt die Mitarbeitenden in ihrer Handlungssicherheit. Besonders wertvoll sind Fragebögen, welche die Ressourcen der Mitarbeiter*innen abfragen. Dabei ist nicht nur der mögliche Arbeitseinsatz wichtig: mit Blick auf die Selbstfürsorge der Mitarbeitenden werden auch individuelle Belastungsgrenzen aufgezeigt.

Kreativität und Flexibilität der Mitarbeiter*innen ermöglichen neue Kommunikationswege, auch für eine wertschätzende, transparente Angehörigenarbeit, die auf der Grundlage von Verständnis und Vertrauen fußt. Umgekehrt ist wichtig, dass auch Mitarbeiter*innen gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Systempartner*innen sowie die Vernetzung mit anderen Heimen ist wesentlich, der Vorsorgedialog® (VSD) als Instrument der Vorausschauenden Betreuungsplanung unterstützt alle Beteiligten in ihrem Handeln.

Regelmäßige gemeinsame Reflexion, auch mit Hilfe externer Beratung, ist wesentlich und stärkt die Mitarbeitenden sowie den Zusammenhalt im Team. Klare Richtlinien bieten Orientierung und Handlungssicherheit. Insgesamt wird sichtbar, dass Partizipation grundlegend für das Gelingen von Hospizkultur und Palliative Care ist – besonders auch in Krisenzeiten.

Mag. Verena Klaunzer, PhD
Leiterin Akademie
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Telefon: 05223 43700-33670

 

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