Eine Einführung in die Praxis der Palliativen Geriatrie.
Marina Kojer, W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 4. erweiterte und aktualisierte Edition (10. November 2021)
Weshalb dieses Buch?
Palliative Geriatrie verbindet die grundlegenden Erkenntnisse von Geriatrie und Palliative Care. Multimorbide Hochbetagte brauchen andere Formen der Kommunikation und haben andere Wünsche und Bedürfnisse als jüngere Palliativpatient*innen. Es reicht daher nicht aus, Schmerztherapie und Symptommanagement von Palliative Care zu übernehmen! Spätestens die Einschränkungen durch die Corona Pandemie haben gezeigt, wie wesentlich vor allem die gelingende Kommunikation mit den Bewohner*innen in den Pflegewohnhäusern ist. Wie sonst können wir erfahren, was ihnen wirklich wichtig ist? Was macht ihr Leben lebenswert – und umgekehrt: was kann es zur Hölle machen? Und: Was brauchen ihre Angehörigen in einer schwierigen Zeit?
An wen richtet sich das Buch
Das Buch richtet sich an alle Berufsgruppen, denen das Wohlergehen von alten, kranken und hilfsbedürftigen Menschen am Herzen liegt und die selbst Arbeitszufriedenheit erleben wollen.
Herausgeberin und Autor*innen
In der 4. erweiterten und aktualisierten Auflage von „Alt, krank und verwirrt“ greift die Herausgeberin Marina Kojer (Geriaterin, Palliativmedizinerin und Psychologin)
in bewährter Weise auf Wissen und Erfahrungen von Praktiker*innen aus allen Berufsfeldern zurück und verknüpft diese mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Abschließend wird die neue Auflage durch den Blick auf Aufgaben und Probleme der Palliativen Geriatrie heute ergänzt.
Aufbau und Inhalt
Schon vor Jahrzehnten erlebte und erfühlte Marina Kojer, dass die kranken und pflegebedürftigen alten Menschen, die sie betreute, etwas ganz anderes benötigten, als ihnen damals in Pflegeheimen geboten wurde. Ihre Erfahrungen setzten einen Umdenkprozess in Gang, der ihr half Jahre später mit ihrem Team das Konzept der Palliativen Geriatrie zu entwickeln.
Thematische Schwerpunkte des Buches sind u.a. ethisches Handeln im Alltag, partnerschaftliche Zusammenarbeit, Bedeutung von Selbstständigkeit, Kommunikation (insbesondere mit Menschen mit Demenz), die Rolle von Therapeutinnen für die Lebensqualität alter Menschen. Weitere wesentliche Themen: Einbindung von Angehörigen, Schmerzerkennung und Schmerztherapie, Lebensqualität im hohen Alter und mit Demenz. Im letzten Abschnitt steht das Thema Tod und Sterben im Mittelpunkt: Abschied und Begleitung. Was verändert sich, wenn ein Mensch stirbt?
Den Abschluss bildet der Ausblick auf heutige und zukünftige Anforderungen an die Palliative Geriatrie aus Sicht von Pflegenden, Ärzt*innen im Krankenhaus und der Wissenschaft.
Diskussion
Das Buch gibt Antworten auf fordernde und herausfordernde Pflege- und Betreuungssituationen, vor die uns Multimorbidität, Demenz und Lebensende stellen. Empathie, Kommunikation und der Aufbau tragfähiger Beziehungen werden als Schlüsselqualitäten in den Vordergrund gerückt. Fehlen sie, können wir den Ansprüchen alter Menschen nicht gerecht werden. Viele Praxisbeispiele untermauern und erklären, wie es gelingen kann, dass Menschen auch mit hohem Pflegebedarf und belastenden Symptomen ihr Leben als lebenswert empfinden. Je kränker und hilfloser die Betroffenen sind, desto dringender brauchen sie fachkundige Helfer*innen, die sich von ihrem Leid anrühren lassen. Wie groß bis heute dieser Bedarf ist, lehrte uns die Corona Pandemie, in der die quälenden seelischen und sozialen Schmerzen der Bewohner*innen zugunsten ihrer körperlichen Sicherheit ignoriert wurden. Die leisen Stimmen der Betroffenen wurden nicht ausreichend beachtet, und nicht ernst genug genommen. Wenn wir nach neuen, besseren Wegen suchen, ist dieses Buches aktueller denn je!
Beeindruckend fand ich, dass der Praxisbezug nie verloren geht und wie es gelingt, aus dem Damals die Bedeutung für das Heute herauszufiltern. Alle bleiben Lernende und jede Stimme hat Gewicht bei gemeinsamen Entscheidungen in einem „hierarchiefreien Raum“. Eine Einladung die eigene Praxis zu reflektieren!
Fazit
Das Buch gibt vielen Menschen, Bewohner*innen und Teammitgliedern mit ihren Gefühlen und ihren Erfahrungen eine Stimme und würdigt sie. Es schlägt andere Zugangswege, Denkmodelle und Zielsetzungen vor, und fordert ausreichende Strukturen und Ressourcen. Nicht zuletzt ist es ein Mutmacher für alle Berufsgruppen.
ISBN 978-3-17-039162-8
Karin Böck, MAS
ULG Palliative Care
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