Martin König blickt zurück auf 30 Jahre Lebenswelt Heim Bundesverband – und nach vorne

 

Das, was Martin König immer selbst gelebt hat ist es auch, was er nicht nur seinen Vorstandskolleg:innen im Lebenswelt Heim Bundesverband, sondern uns allen mitgibt: wenn man etwas erreichen will, dann muss man sich dafür einsetzen, muss man sich Gehör verschaffen. Und dabei geht es ihm nicht vordergründig um den persönlichen Erfolg, sondern vor allem um die Weiterentwicklung jener Branche, die ihm seit 1991 am Herzen liegt. Damals hat ihn sein beruflicher Lebensweg in die Langzeitpflege gebracht und von Beginn an hat er sich über die Grenzen seines Kern-Tätigkeitsbereichs hinweg für die Sache engagiert. Zuerst in der ARGE der oberösterreichischen Pflegeheime. Als sich wenige Jahre später Heimleiter:innen aus allen Bundesländern vernetzt haben, um im Jahr 1994 den damaligen „Dachverband der Arbeitsgemeinschaften der Heimleiter und Leiterinnen der Alten- und Pflegeheime Österreichs“, zu gründen, war Martin König ebenfalls mit am Tisch. Und als aus diesem Dachverband der heutige Lebenswelt Heim Bundesverband hervorgegangen ist, war er auch mit dabei, als Vorstandsmitglied und viele Jahre auch als Vizepräsident.

„Das Wesentlichste ist, dass die Branche der Alten- und Pflegeheime gehört wird“, sagt er im Interview mit Claudia Hofmann. „Und wer soll’s denn bitte sonst machen, wenn nicht wir, wer soll denn sonst die Themen einbringen, wenn nicht wir, die wir täglich vor Ort stehen und wissen, worum es geht“, fasst er schon sein wichtigstes Anliegen an seine Kolleg:innen in seinem gewohnt charmanten Oberösterreichisch zusammen. Aber dazu ein wenig später.

Was die Idee, die Motive und die Motivation im Jahr 1994 waren, einen Dachverband – unseren heutigen Lebenswelt Heim Bundesverband – zu gründen, wurde er zu Beginn gefragt. „Es war insgesamt in der Landschaft der Alten- und Pflegeheime eine Aufbruchstimmung da“, beschreibt er: „Damals begann eine Professionalisierung. Man hat begonnen, über Entwicklung nachzudenken, Rahmenbedingungen zu schaffen dafür, was eine professionelle Altenpflege braucht. Es hat damals viele Ideen gegeben, aber auch Notwendigkeiten, die es galt, an die Entscheidungsträger weiterzutragen. Wenn Entwicklungen in der Altenarbeit erfolgreich sein sollen, dann müssen sie von dort kommen, wo sie umgesetzt werden. Das war damals – und ist es noch heute – meine Motivation, mitzuwirken.“

Damals, vor 30 Jahren, erlebte man eine Aufbruchstimmung, Veränderungen und Entwicklungen wurden eingeleitet. Was ist heute anders? Aus der Perspektive von damals – was ist an der heutigen Situation überraschend bzw. war nicht vorhersagbar? „Überraschend ist sicher die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen heute passieren, und dieses Rad dreht sich immer schneller“, beschreibt Martin König: „Sicher gab es immer Wandel und oft haben wir zurückgeschaut und gesagt, puh, was sich inzwischen alles verändert hat. Und wir hatten das Gefühl, es ging um elementare Themen dabei. Aber die letzten wenigen Jahre haben gezeigt, mit welcher Geschwindigkeit Veränderungen kommen, und da sind wir noch lange nicht am Ende, sondern eher mittendrin.“

Deshalb ist seiner Ansicht nach auch das Wichtigste für die Altenpflege, gehört zu werden. „Es sind viele Kompetenzen da, auch hochprofessionelle, und es ist an uns, diese Kompetenzen zu bündeln und unserem Anliegen eine Stimme zu geben, bei den Entscheidungsträgern, bei der Politik, aber auch bei jedem und jeder Einzelnen“, ist sein Plädoyer. „Wie sollen die Entscheidungsträger und die Politik wissen, wo es sinnvoller Weise hingehen soll? Wer soll es ihnen denn sagen, wenn nicht wir?“ schließt er an.

In 30 Jahren Lebenswelt Heim Bundesverband haben sich selbstverständlich unendlich viele Eindrücke und Erfahrungen angesammelt. Auf die Frage nach den persönlichen drei Highlights fällt Martin König als erstes das EAN Zertifikat für Führungskräfte in der Altenarbeit (vormals: EDE Heimleiterzertifikat) ein. Dieser wesentliche Schritt, ein Berufsbild zu definieren und darauf aufbauend eine abgestimmte Ausbildung auf europäischem Niveau zu schaffen, war aus seiner Sicht eine elementare Sache, die auch heute noch wichtig ist. 1995 hat die damalige EDE Heimleiterausbildung erstmals gestartet, in Oberösterreich und mit seinem Pioniergeist war Martin König einer der ersten Absolventen.

Ein weiterer Fixpunkt besteht aus seiner Sicht aus den vielen Kongressen, die in den Jahren veranstaltet wurden. Einerseits wegen des Austauschs und des Zusammenkommens mit anderen, über die Bundesland- und oft auch über die Landesgrenzen hinweg, wegen der Vernetzung und des Gemeinschaftsgefühls und natürlich auch wegen der Inputs, die man mit nach Hause nehmen konnte.

Und drittens schätzt er das ganz besonders, was sich in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit mit den relevanten Behörden und politischen Büros entwickelt hat. Allem voran ist es ihm ein Anliegen „unsere“ Sektion im Sozialministerium, die Sektion IV, die für viele der Tätigkeiten in der Altenpflege zuständig ist, zu nennen. Der Austausch auf Augenhöhe mit dem dortigen Sektionschef und seinen Mitarbeiter:innen, aber auch mit vielen anderen Persönlichkeiten in den Ministerien hat die Arbeit auf beiden Seiten sehr bereichert. „In den letzten Jahren, und vor allem während Corona, hat man deutlich gemerkt, dass das Ministerium sehr interessiert ist am Austausch mit den Praktikern vor Ort.“

Aus welchem Grund hält Martin König den Lebenswelt Heim Bundesverband in Österreich für unersetzlich? „Ja weil ich überzeugt bin, dass es für die Heime und für das Tun in den Heimen ein Sprachrohr braucht und jemanden, der sich für diesen Bereich zuständig fühlt und die nötige Kompetenz mitbringt. Der Bundesverband wird getragen von den Führungskräften der Pflegeheime. Die Führungskräfte stehen in der Regel mittendrin und aus ihrer Rolle heraus sollten – nein müssen sie eigentlich – die Inhalte, die Entwicklungsmöglichkeiten, die Themen in verschiedene Richtungen transportieren.

Das ist es auch, was er sich und seinen Kolleg:innen im Bundesverband für die Zukunft wünscht: dass es weiterhin Menschen gibt, die bereit sind, sich auf diese Art einzubringen. Dabei hängt der Lebenswelt Heim Bundesverband nicht nur von den gewählten Vorstandsmitgliedern ab, denn es sei jeder gefragt, sich einzubringen. „Und da ist es wichtig, dass jeder in seinem unmittelbaren Wirkungsfeld tätig wird, damit unsere Stimme auf vielen Ebenen Stärke bekommt. Redet! Mit euren Trägern, mit euren Bürgermeistern, mit euren Entscheidungsträgern! So kann jeder genau dort, wo er ist, ein Stück mitbewegen“, ermuntert Martin König seine Kolleg:innen. Und als letzten Wunsch für die Zukunft gibt er uns noch mit: „Wir brauchen auch noch mehr Schulterschluss zwischen den einzelnen Institutionen und Interessensvertretungen. Natürlich betrachten wir das gleiche Thema auch oft aus unterschiedlichen Perspektiven. Es geht ja auch nicht um eine inhaltliche Gleichschaltung, aber die elementaren Themen, die haben wir alle, die wir in dieser Branche tätig sind, die gleichen. Gehen wir in einen konstruktiven Diskurs miteinander und verleihen wir den wichtigen Themen gemeinsam eine noch stärkere Stimme!“

Vielen Dank, Martin König, für das Gespräch und vor allem dafür, dass du vor 30 Jahren den Lebenswelt Heim Bundesverband mit aus der Taufe gehoben und bis heute mitgetragen hast! Alles Gute für deine Zukunft!

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